Die Fahrtroute
Es sind nur wenige Kilometer bis zur Autobahn.
Weiter geht es dann etwa 200 km auf der A1.
An der Abfahrt 27 Piotrków 96 km auf der 74 bis Kielce.
In Kielce lohnt ein Zwischenstopp im Zentrum, durch die Stadt sind es auch über 7 km näher als über die Umgehungsstraße.
Die letzten gut 100 km geht es auf der 73 nach Tarnów. Ab Busko-Zdrój gibt es als Alternative die 973 nach Tarnów (gut 11 km näher).
436 km
Kielce
Kielce ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Heiligkreuz im Südosten von Polen mit rund 200.000 Einwohnern.
Ein Stopp lohnt in der Innenstadt beim Zieliński-Palast.
Tarnów
eine mittelalterliche Stadt mit 110.000 Einwohnern ca. 80 km östlich von Krakau.
In der Besatzungszeit 1939-1945 wurde in Tarnów ein jüdisches Ghetto für die etwa 20.000 Juden eingerichtet (Einwohner damals insgesamt 40.000, die Hälfte davon Juden), von hier aus erfolgte der Transport in die Vernichtungslager. Das Ghetto wurde im September 1943 „liquidiert“ und dem Erdboden gleichgemacht. Auch heute ist hier noch neben dem Denkmal an die zerstörte Synagoge eine Brachfläche.
Campingreise Polen 2019
7. Tag, Dienstag, 2. Juli 2019: von Toruń (Thorn) nach Tarnów
Eine lange Strecke, nämlich 436 km, von Toruń nach Tarnów lag vor uns. Sogar Brigitte und Bernd sind die erste Hälfte Autobahn gefahren, um etwas Zeit einzusparen. Kielce war als optionales Zwischenziel angegeben, erwies sich aber in der Praxis als nicht so einfach. Nur einer hat es bis zu dem angegebenen Parkplatz geschafft und der war dann zu eng. Auch Brigitte und Bernd haben das Schloss zwar vom Auto aus gesehen, dann aber doch vor dem Verkehr und den Einbahnstraßen kapituliert und sind weiter gefahren.
Am Nachmittag waren dann alle am Ziel, Camping Tarnów. Ein schöner Platz mit gut gepflegten sanitären Anlagen, einem großen Gemeinschaftsplatz, einer schönen Wiese und einem einladenden Restaurant erwartete uns. Und da er so zentral liegt, blieb trotz der langen Fahrt noch Zeit, die schöne Stadt Tarnów zu erkunden.
Tarnów ist eigentlich ein Geheimtipp. Das 60 km weiter westlich gelegene Krakau kennt jeder, damit wird viel geworben. Tarnów ist daher eher unbekannt, zu Unrecht. Nicht durch die eigentliche Altstadt, die gesamte Innenstadt ist sehenswert. Und: Tarnów ist dabei, alles grundlegend zu erneuern und zu renovieren. Für uns leider war auch der Marktplatz mit seinen schönen alten Häusern und Bogengängen vollständig eingerüstet. Eine kleine Enttäuschung. Aber trotzdem konnten sich alle einen Eindruck von dem historischen Kleinod verschaffen.
Ein trauriges Kapital wurde uns nicht vorenthalten. Die Hälfte der Bevölkerung ehemals waren Juden. Sie waren Opfer des Nationalsozialismus. Viele Erinnerungstafeln und Gebäude zeugten von der jüdischen Vergangenheit der Stadt. Von der alten Synagoge zeugt nur noch mahnend ein kleiner Rest.
Zurück auf dem Campingplatz erkundeten viele die nähere Umgebung, dabei entdeckten Brigitte und Bernd im nahe gelegenen Park das Denkmal für den polnischen Pascha (s. Exkurs). Auch Einkaufsmöglichkeiten gab es in der Nähe. Die meisten probierten das gepflegte Restaurant aus und konnten so zum letzten Mal die polnische Küche genießen.
Exkurs: warum ein Denkmal für einen Pascha in Tarnów?
Geboren wurde der zuletzt in türkischen Diensten stehende Józef Bem, auch Murad Pasza genannt, am 14.03.1794 in Tarnów. Er war ein polnischer General, der an mehreren Kriegen und Aufständen gegen die Teilungsmächte Rußland und Österreich teilnahm. Seine militärische Karriere begann er mit der Teilnahme an Napoleons Rußlandfeldzug 1812.
Er war beteiligt am Warschauer Novemberaufstand 1830 und an der 1848er Revolution in Österreich. Nach deren Niederlage setzte er den Kampf im ungarischen Siebenbürgen mit zunächst großen Erfolgen fort, musste aber aber dann doch der Übermacht weichen und floh mit Teilen seiner Armee in die Türkei, wo er zum Islam übertrat, Murad Pasza genannt wurde und 1850 in Aleppo verstarb.
Polnische Spezialitäten
Wir verlassen morgen Polen und so ist es an der Zeit, einmal über das Essen in Polen zu berichten.
Viele Teilnehmer legten großen Wert darauf, wirklich polnisches zu essen und so wird berichtet: Annegret und Erich haben sie probiert, die Barszcz czerwony, die Rote-Beete-Suppe. Sie gehört zu den Klassikern der polnischen Küche. Geschälte und zerkleinerte Rote Beete werden zusammen mit Pimentkörnern, Suppengrün, in der Regel auch mit Knoblauch, gekocht und schließlich mit etwas Salz, Zucker und Zitronensaft abgeschmeckt. Die klare Suppe wird oft zusammen mit kleinen Teigtaschen serviert. Auch Gila und Heiko sind Fans von Roten Beeten.
Sie sind aber auch Fans von Pieroggen geworden, die haben sicherlich auch viele andere probiert (sie gibt es auch in der Slowakei und in Tschechien. Letztlich sind es Maultaschen mit unterschiedlichen Füllungen, herzhaft mit Pilzen und Kraut, Weisskäse oder Hackfleisch, aber auch mit süßen Füllungen wie Heidelbeeren, Erdbeeren u. v. a. Insgesamt überwiegen in der polnischen Küche Fleischgerichte wie beispielsweise Heiko's Lieblingsspeise gebratene Haxe mit Kraut und Bratkartoffeln, aber auch Bigos oder Gołąbki, geschmorte oder gebratene Kohlrouladen, gefüllt mit Gehacktem und Reis.
Bernds absolutes Leibgericht in Polen ist Żurek, eine saure Mehlsuppe, die es aber nicht immer authentisch gibt. Hergestellt wird sie aus gegorenem Roggenschrot. Die Zutaten können variieren (hier konnte man auch Reste verwerten), bestehen bei einem guten Gericht aus gekochten Kartoffeln, Weißwurst und Schweinefleisch. Für Bernd die Krönung sind hartgekochte Eierhälften. Äußerst gehaltvoll!
Aber: Auch in Polen ist die vegetarische Küche auf dem Vormarsch. Und in allen Supermärkten findet sich genau so wie bei uns immer auch ein Regal mit Bio-Produkten. Mancherorts gibt es sogar bereits Bio-Läden.