Die Fahrtroute
Es geht wieder auf eher kleineren Straßen immer noch in Richtung Süden. Auch diesmal passieren wir keine größeren Städte.
241 km
Hirschberg
(Jelenia Góra) liegt rund 90 km südwestlich von Breslau und 70 km östlich von Görlitz am Fuß des Riesengebirges.
Die alte Stadt mit wechselvoller Geschichte hat heute 80.000 Einwohner.
Unter den Schlesischen Piasten im 13. Jahrhunder gegründet, unter böhmischer Krone und preußischer Herrschaft, dann im Deutschen Reich und ab 1945 zu Polen gehöhrend.
Gnadenkirche
eine der sechs in Folge der Altranstädter Konvention errichteten protestantischen Kirchengebäude in Schlesien (1957 zur römisch-katholischen Kreuzerhöhungskirche umgewidmet)
Auto-Camping Park Nr. 130
Der Campingpark befindet sich mitten in Hirschberg, ca. 700 m vom Stadtzentrum entfernt, eingebettet in einen Stadtpark, ist er trotzdem ruhig gelegen. Bis zum Bahnhof sind sind es 1,4 km.
Jelenia Góra ul. Sudecka 42 a
Rübezahl
In Hirschberg spielt die Rübezahl-Sage Rübezahl als Holzhauer.
Nach der Sage lebte im Ort ein geiziger Bäcker, der die Not der ihm Holz liefernden Bauern ausnutzte. Rübezahl bot dem Bäcker an, ihm für eine Hucke Holz, die von einem Bauern gerade erworbene große Menge Holz zu hauen. Der Bäcker willigte ein. Rübezahl zog daraufhin sein eigenes linkes Bein aus der Hüfte und hackte damit das Holz rasend kurz und klein und lud sich schließlich die gesamte Holzmenge auf. Das Holz warf er beim Hof des Bauern ab. Der schockierte Bäcker nutzte fortan die Bauern nicht mehr aus.
Campingreise Polen 2015
7. Tag, Di., 30. Juni: Poznań ► Jelenia Góra
Am frühen Morgen, schon wieder hatten wir es eilig, wollten wir losfahren zum nächsten Campingplatz nach Jelenia Gora (zu deutsch „Hirschberg“), dem Tor zum Riesengebirge. Mehrere Stunden Fahrt lagen vor uns.
Aber zuvor gab es noch eine wichtige Sache zu klären: wir hatten einen Krankheitsfall (siehe Exkurs unten).
Die „Rest“-Gruppe machte sich also auf den Weg. Der Campingplatz liegt praktisch mitten in der Stadt, aber trotzdem an einem Park schön gelegen. Es ist alles zu Fuß erreichbar.
Wir kommen am frühen Nachmittag an und es bleibt genügend Zeit für einen ersten Besuch in der Stadt. Diesmal gibt es keine Stadtführung. Aber die Altstadt ist überschaubar. Vom Campingplatz immer nur die Straße runter geradeaus landeten wir direkt auf dem Marktplatz.
Der war schon beeindruckend. Die Bürgerhäuser ringsum aus der Barock- und Rokokozeit mit den gewölbten Laubengängen sind alle bestens und farbenfroh renoviert. In der Mitte des rechteckigen Platzes steht das imposante Rathaus.Es lohnte sich aber auf jeden Fall, der Hauptstraße (ul. 1. Maja) ostwärts zu folgen. Nach einigen Minuten ist links die Gnadenkirche. Die musste man sich unbedingt auch von innen ansehen. Die Gnadenkirche „Zum Kreuz Christi“ (Kościół Św. Krzyża) bildet eine Synthese zwischen protestantischem Klassizismus und römisch-katholisch geprägtem Barock. Das Gebäude wurde 1709 bis 1718 nach dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche von Baumeister Martin Frantz aus Reval (Tallinn) in Stein erbaut und hat die Form eines griechischen Kreuzes. In der Mitte befindet sich eine Kuppel, die von vier Türmen umgeben ist. In der Kirche können 4000 Gläubige Platz finden. Auch ein Gang über den Friedhof mit seinen alten Grabkapellen war lohnenswert.
Aber auch abseits dieser touristischen Höhepunkte finden sich viele interessante Gebäude und Details.
Etwas profaneres muss auch mal erwähnt werden: nördlich des Zentrums ist ein großes neues Einkaufszentrum (Centrum Handlowe, auf dem Stadtplan rosa). Auch gibt es in Hirschberg sogar einen der in Polen eher seltenen ALDI-Märkte. Viele Produkte kennt man, aber die Preise sind eher teuerer als in Deutschland.
Exkurs: Bekanntschaft mit dem polnischen Gesundheitssystem
Bereits am 28.6. (nach dem Ausflug nach Danzig) war bei Karl-Heinz Fieber ungeklärter Ursache aufgetreten. Im Laufe des Montags war das Fieber weiter gestiegen, so dass wir am Dienstag früh vor der Entscheidung standen, was zu tun ist: An Vorschlägen mangelte es nicht, die vom „Nachhausefahren“, vom ADAC-Abholen-Lassen, bis nach Deutschland zum Arzt fahren usw. reichten. Schließlich wurde entschieden, mit ihm das Universitätsklinikum in Posen aufzusuchen.
Die Gruppe, so wurde auch entschieden, fuhr selbstständig nach Jelenia Gora und organisierte zur vollsten Zufriedenheit der beiden Reiseleiter den Resttag und auch den nächsten Tag. Wie erfreulich, dass das so hervorragend geklappt hatte.
Brigitte und Bernd (die mit dem kleinsten Wohnmobil) organisierten die Fahrt durch die vollen Straßen von Posen. Recht schnell aufgrund der guten Stadtplankenntnisse von Bernd konnte das Klinikum ausfindig gemacht werden.
Bald war ein deutschsprachiger kompetenter freundlicher Arzt zur Stelle, der Karl-Heinz unter seine Fittiche nahm. Wir, die Begleitpersonen, Ehefrau Maria und Brigitte und Bernd mußten zwar stundenlang warten (was nebenbei bemerkt aber das Kennenlernen sehr vertiefte, also auch nicht so schlecht), aber Karl-Heinz wurde untersucht: Blut abgenommen, EKG gemacht, Röntgenbild angefertigt. Die Diagnose konnte gestellt werden – Lungenentzündung. Ein Rezept mit Medikamenten wurde schnell in einer Apotheke eingelöst. Es ist nicht zum Lachen: Noch im Auto auf der Rückfahrt musste er die erste Tablette nehmen.
Karl-Heinz konnte mit seiner Frau die Reise nicht fortsetzen, und wir entschieden uns, dass er in Posen bleibt bis es ihm besser geht. Nicht leicht für die Gruppe, seine Frau und letztlich für ihn selbst. Aber die Entscheidung war richtig. Brigitte und Bernd blieben noch bis zum nächsten Morgen, immerhin war das Fieber da schon ein bisschen gesunken, das Fieber ist dann immer weiter gesunken, so dass sie nach ein paar Tagen wieder zurück und fast gesund nach Deutschland fahren konnten.
Kosten? Nein, Kosten hatte Karl-Heinz nicht. Seine Krankenkassenkarte war eine Europäische, wie sie die meisten in Deutschland haben. Kurz wird der Versicherer (die zuständige Stadt in Deutschland) abgeklärt und schon geht alles – dank der EU – seinen Gang.