Konzentrationslager Majdanek

Das KZ Majdanek war das erste Konzentrationslager im besetzten Polen. Wie Auschwitz-Birkenau wurde Majdanek zeitweise auch als Vernichtungs-/Todeslager genutzt. Es bestand von Oktober 1941 (zunächst als „Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS Lublin“, ab Februar 1943 als „Konzentrationslager Lublin“ bis zu seiner Auflösung am 23. Juli 1944.






Campingreise Polen 2017
9. Tag, Donnerstag, 29. Juni 2017: Lublin
Exkurs: im ehemaligen Konzentrationslager Majdanek
Dieser Tag beginnt nicht mit einer normalen touristischen Besichtigung.
Wir fahren die wenigen Kilometer vom Camping zum ehemaligen KZ Majdanek mit dem Rad.
Wir kommen am Bahnhof vorbei. Und das heißt, ab hier fahren wir wahrscheinlich auf der gleichen Strecke, die damals die Häftlinge laufen mußten. Vom Bahnhof ging es damals in Kolonne zu Fuß durch die Stadt, selten ging es mal in die andere Richtung. Auch hier, das Lager in Sichtweite der Stadt, es muss viele Zeugen gegeben haben.
Majdanek ist nicht mit Auschwitz vergleichbar, es ist deutlich kleiner und war in erster Linie eine Einrichtung zur Ausbeutung von Arbeitssklaven. Dennoch hatte es auch eine Funktion als Vernichtungslager, spätestens ab 1943. So wurden am 3./4. November bei der so genannten Aktion Erntefest über 9.000 Juden aus Lublin und dem Zwangsarbeiterlager Lublin-Lipowastraße nach Majdanek verschleppt und zusammen mit weiteren 8.000 dort bereits inhaftierten jüdischen Zwangsarbeitern erschossen. Auch die drei Gaskammern wurden in der Zeit zwischen September 1942 bis Oktober 1943 zur Massentötung verwendet.
Es sind nicht viele Besucher hier. Man kann sich frei in dem großen Gelände bewegen. Einige Baracken sind offen und jeweils einem bestimmten Aspekt gewidmet. Mal in Form einer Ausstellung, einer Kunstinstallation oder auch nur dadurch, dass sie mit Betten eingerichtet ist, wie damals. Andere zeigen die Ausplünderung der Häftlinge, alles wurde verwertet, eine Baracke ist voll mit zigtausenden Schuhen.
Neben den Baracken sind auch noch zwei Gebäude mit den Gaskammern erhalten. Auch das Krematorium mit den Verbrennungsöfen ist noch vorhanden und zugänglich.
Zahlreiche Wachttürme und die Drahtzäune sind ebenfalls in großen Teilen noch erhalten.
Über die Opferzahlen gehen die Angaben weit auseinander. Neue Forschungsergebnisse von 2006 reduzieren die Gesamtzahl aller derjenigen, die in Majdanek ums Leben kamen, auf 78.000, darunter 59.000 Juden.
Infolge des schnellen Vormarschs der Roten Armee auf Lublin Ende Juli 1944 wurde das Konzentrationslager Majdanek von der SS überhastet geräumt. Vor dem Abtransport der Gefangenen wurden alle Dokumente vernichtet und die Gebäude samt dem großen Krematorium in Brand gesetzt. In der Eile des Rückzugs versäumten die Deutschen jedoch die Zerstörung der Gaskammern und eines Großteils der Gefangenenbaracken.
Das KZ Majdanek wurde am 23. Juli 1944 aufgelöst. Angehörige der Roten Armee fanden im Lager noch 1000 kranke sowjetische Kriegsgefangene vor. Da die meisten Häftlinge bereits vor der Ankunft der Roten Armee evakuiert wurden, spricht man in Majdanek von der Auflösung und nicht von der Befreiung des Lagers.
Schon im August 1944, einen Monat nach der Auflösung, kam der Plan auf, ein Museum auf dem ehemaligen Lagergelände zu errichten. Dieser Plan wurde schließlich im November 1944 in die Tat umgesetzt und das Staatliche Museum Majdanek als erste Gedenkstätte in Europa, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt, eröffnet.
Heute ist auf dem Gelände ein großes Mahnmal, nahe der Straße vor dem Lager. Daneben ist ein Besucherzentrum. Am Ende des Geländes nahe dem Krematorium ist ein Mausoleum mit der Asche und sterblichen Überreste ermordeter Menschen aus dem Krematorium und den angrenzenden Erschießungsgräben.