2 Exkurse
an diesem Tag ist viel passiert, zu viel und zu verschiedenes für eine Seite hier. Daher gibt es hier 2 Extraseiten

Lublin

Die Stadtgeschichte Lublins begann mit der Errichtung einer Burganlage vor über 700 Jahren.
Im Schutz der Burg entwickelte sich eine Ansiedlung zu einem wichtigen Handelszentrum. 1317 wurde ihr das Magdeburger Stadtrecht verliehen.
Da Lublin an der Via Regia von Breslau nach Kiew zwischen Krakau und Wilna lag, gab es zur Zeit der polnisch-litauischen Union einen großen Aufschwung. Im Jahr 1474 gründete Kasimir IV. Jagiełło hier die Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Lublin. Durch italienische Baumeister und Künstler wurden die mittelalterlichen Burg- und Festungsbauwerke zu einer befestigten königlichen Residenz im Baustil der italienischen Renaissance umgebaut. In der heutigen Altstadt entstanden zahlreiche Kirchen und Klöster sowie prächtige Handelshäuser und adelige Stadtpaläste.
1569 wurde in Lublin die Realunion zwischen Polen und Litauen vollzogen. Damit wuchs die regionale Bedeutung der Stadt.
Lublin war auch das Zentrum jüdischer Kultur in Polen. Für Ostjuden wurde Lublin so etwas wie das polnisches Jerusalem. Unter der Burg, in äußerst kargen Verhältnissen lebten die meisten Juden der Stadt.
Das jüdische Leben in Lublin wurde durch die Nazis vollständig vernichtet, lediglich 230 Lubliner Juden überlebten die deutsche Besatzung.
Campingreise Polen 2017
9. Tag, Donnerstag, 29. Juni 2017: Lublin
KZ Majdanek und dann Sturmschaden
Dieser Tag sollte kein normaler Tag unserer Reise werden. Schon das geplante Programm sah für den Vormittag einen nicht gerade touristischen Ausflug vor, einen Besuch im nahe gelegenen ehemaligen Konzentrationslager Majdanek, siehe hierzu den separaten Artikel.
Und dann kam am Mittag der kurze, aber heftige Sturm, der unsere Tour sogar beinahe beendet hätte. Auch hierzu gibt es einen separaten Artikel: Sturmschäden in Lublin.
Zu kurz gekommen ist dabei auf jeden Fall die Stadt Lublin. Doch fast alle haben die Alt- und die Neustadt von Lublin wenigstens kurz gesehen, teilweise auch schon am Abend vorher, es waren ja auch nur wenige Kilometer mit dem Rad vom Campingplatz.
Eine ausführliche Stadtführung war auch gar nicht geplant, im Infozettel für diesen Tag gab es aber einige Hinweise für die Erkundung der Stadt, aus dem im Folgenden zitiert wird:
Wir betreten die Altstadt durch das Krakauer-Tor (Brama Krakowska), eines der 2 erhaltenen alten Stadttore. Hier können wir auch unsere Fahrräder lassen. Die erste Bauphase des Krakauer Tores wurde im 14. Jahrhundert vollendet. Mehrfach wurde es umgebaut und renoviert, heute befindet sich hier das Museum zur Geschichte der Stadt Lublin.
In der Innenstadt befinden sich viele historische Bauten, vor allem aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Im Zentrum auf dem kaum Platz zu nennenden kleinen Marktplatzt ist in der Mitte das alte Rathaus. Der ursprünglich 1389 gotische Bau wurde 1781 umfassend im klassizistischem Stil umgebaut. Eine besondere Bedeutung hat dieses Gebäude während der Zeit der Polnisch-Litauischen Union, es war Tagungsort des Kontribunals.
Die Bürgerhäuser am Markt verdienen eine besondere Beachtung. An der südlichen Ecke des Marktplatzes führt eine kleine Gasse zur St.-Johannes-Kathedrale (Archikatedra św. Jana Chrzciciela i św. Jana Ewangelisty). Die Kirche wurde zwischen 1592 und 1617 als zunächst Jesuitenkirche erbaut. Sie war eine der ersten Kirchen des Barock in Polen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts ist sie Kathedrale des Bistums, jetzt des Erzbistums Lublin.
Der wohl schönste Sakralbau Lublins liegt im Westen der Altstadt, die Dominikanerkirche. Sie wurde auf einem Vorgängerbau im 14. Jahrhundert errichtet und bis 1668 im spätgotischen Stil fertig gestellt. Im Inneren finden sich eine Reihe von Rokoko-Altären.
Wir verlassen die Altstadt durch das Grodzka-Tor. Zwischen diesem und dem Schloss war einst das jüdische Viertel. Lublin war das Zentrum jüdischer Kultur in Polen. Bereits 1517 wurde hier die erste jüdische Hochschule zum Tora-Studium (Jeschiwa) in Polen gegründet, um 1900 stellten die Juden etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Das bestehende Schloss ist, mit Ausnahme des romanischen Turmes und der gotischen Kapelle, ein Neubau des 19. Jahrhunderts, nachdem das im 16. Jahrhundert auf die heutige Größe ausgebaute Schloss weitgehend verfallen war. Ab 1831 diente das Schloss als Gefängnis, erst den Russen, dann den Polen, später dann der Gestapo und bis 1954 wieder den Polen. Heute sind dort mehrere Museen untergebracht.
Das geschichtlich bedeutendste Ereignis des Schlosses fand 1569 statt. In diesem Jahr wurde auf dem Schloss der Vertrag zur Union von Lublin unterzeichnet. Dies war der Gründungsakt von Polen-Litauen.
Die Dreifaltigkeitskapelle im östlichen Bereich der Burganlage gehört zu den bedeutenden mittelalterlichen Baudenkmälern Polens. Vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut, gab König Władysław II. Jagiełło Anfang des 15. Jahrhunderts die Wandmalereien der Kapelle in Auftrag. Die im Jahr 1418 fertiggestellten Malereien sind noch original erhalten. Durch die Mischung westlicher und östlich-orthodoxer Stile sind die Malereien ein auch international beachtetes historisches Monument.
Wir gehen zurück durch die Altstadt in die sich westlich anschließende neuere Innenstadt (Śródmieście). Gleich zu Beginn ist das Neue Rathaus. Nachdem hier 1803 ein Feuer das Karmeliterkloster vernichtete, erwarb die Stadt die Ruinen, ließ sie wieder auf- und im klassizistischen Stil ausbauen.
Direkt neben dem Neuen Rathaus ist die weiße Hl.-Geist-Kirche. Hier beginnt auch die Krakowskie Przedmeście, die Hauptstraße der Vorstadt.
Es lohnt sich, nicht nur die ersten 200 m der belebten Fußgängerzone bis zum Plac Litewski zu gehen, auch der weitere Verlauf mindestens bis zur Medizinischen Universität in dem großen Park gegenüber dem Theater auf der linken Straßenseite, ist wirklich interessant.