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Bełżec

ein kleines Dorf kurz vor der ukrai­ni­schen Gren­ze, 45 km von Zamość ent­fernt.

Die Lage an der Bahn­li­nie Lublin-Lem­berg war si­cher mit aus­schlag­ge­bend für die Er­rich­tung des

Vernichtungslager Belzec

Das Lager Belzec entstand wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges ne­ben Sobibór und Treb­linka als er­stes der drei Ver­nich­tungs­la­ger im Rah­men der „Aktion Rein­hardt“. Hier wur­den zwi­schen März 1942 und De­zem­ber 1942 nach Zäh­lung der SS 434.508 Men­schen er­mordet.

Campingreise Polen 2017

12. Tag, Sonntag, 02. Juli 2017: von Zamość nach Przemyśl

Exkurs: im Vernichtungslager Belzec

Es ist mir (Bernd) unerklärlich, dass es mir bei der Planung der Tour nicht aufgefallen war, was Bełżec für ein Ort war. In der Routenbeschreibung hieß es nur: von Zamość zunächst Richtung Ukraine auf der 17 / E372 bis nach Bełżec, dann rechts ab auf die Landstrasse 865. Doch kurz vor Bełżec fiel es mir plötzlich ein, wieso mir dieser Ortsname so bekannt vorkam: der Kontext war Auschwitz, Majdanek, Sobibór, Treblinka und eben Belzec: es war eines der Vernichtungslager der Nazis in Polen!

Trotz nicht gerade klarer auffälliger Beschilderung war der Ort des Grauens schnell gefunden, lag er doch direkt am Ortsausgang kurz hinter dem Bahnhof ganz nah an der Hauptstraße.

Der Ort des ehemaligen Vernichtungslagers hinterließ einen sehr starken, beklemmenden Eindruck. Trotz oder wahrscheinlich wegen seiner Schlichtheit. Es ist eigentlich nichts zu sehen an Gebäuden oder anderen Bauwerken, wenn man mal von dem kleinen Museumsgebäude in der Nähe des Eingangs absieht, dass aber eher in die Tiefe, als in die Höhe gebaut ist.

das ehemalige Vernichtungslager Belzec

Nahezu das gesamte ehemalige Lagergelände ist mit Schlacke bedeckt, nicht feine, sondern größere fast schwarze Klumpen.

Das Gelände steigt nach hinten an. In der Mittelachse ist ein Weg angelegt, der waagerecht und gerade bis nach hinten führt. Der Weg ist begrenzt mit senkrechten Betonwänden und da das Gelände ansteigt, werden diese immer höher.

Am Ende dieses Zugangs weitet sich der Weg zu den Seiten zu einem Mausoleum, in den hohen Betonwänden sind Inschriften.

Der starke Eindruck dieser auch durch Schlichtheit beeindruckenden Gedenkstätte wurde noch durch 2 weitere, ganz verschiedene Gründe, verstärt.

Zum einen waren wir nahezu die einzigen Besucher auf dem ganzen Gelände. Vor uns stand nur ein kleines polnisches Auto auf dem Parkplatz, vermutlich von den Museumsangestellten selbst. Hinterher kamen dann doch noch 2 weitere Besucher.

Dann war da dieser Geruch in der Luft. Einige hundert Meter weiter war ein kleiner Industriebetrieb, aus dessem Schornstein dunkler Rauch quoll, überall stank es nach dem Verbrennen von schlechter Kohle oder Braunkohle. Wie mag es erst gestunken haben, als dieses Lager „in Betrieb“ war?

Und da ist es auch wieder wie schon in Majdanek: es wird einem klar, dass an den Aussagen „das haben wir alles nicht gewußt“ doch zu zweifeln ist. Auch hier liegt das Lagergelände in Sichtweite des wenn auch kleinen Ortes, die Züge fahren nicht einmal 100 m entfernt vorbei.

das Mausoleum am Ende des Ganges

Das Lager Belzec exis­tierte nur eine kurze Zeit von März bis De­zem­ber 1942. Es war im Zu­sam­men­hang mit der „Aktion Rein­hardt“ er­rich­tet wor­den, dem Plan zur sys­te­ma­ti­schen Ver­nich­tung der Juden im damaligen Generalgouvernement Polen. Insgesamt fielen dieser Aktion ca. 2 Millionen Menschen zum Opfer, davon wurde knapp eine halbe Million in diesen wenigen Monaten in Belzec ermordet.

Es war ein reines Vernichtungslager, Unterkünfte für die Häftlinge gab es praktisch nicht, ausser für die Häftlinge der Sonderkommandos.

Von der Rampe ging es aus dem Zug direkt zu den Entkleidungsbaracken. Von dort führte der „Schlauch“, ein schmaler, von Stacheldraht begrenzter 70 Meter langer Weg, zu den Gaskammern. Anfänglich wurden die Opfer getötet, indem man reines Kohlenstoffmonoxid-Gas aus Stahlflaschen einleitete, später wurden Motorabgase verwendet.

Traurig macht einen auch die Nachkriegsgeschichte dieses Ortes: Bis mindestens 1956 war das Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers ohne Umzäunung und unbeaufsichtigt zugänglich. Erst Ende 1963 wurde ein erstes Denkmal mit der Tafelinschrift „Zur Erinnerung an die Opfer des Hitlerterrors“ errichtet, das den Hinweis auf die jüdischen Opfer vermied. Erst 2004 wurde die heutige Gedenkstätte eingerichtet.

Bernd und Brigitte