Die Fahrtroute
166 km
Chotyniec
die Kirche zur Geburt der heiligen Jungfrau Maria

Sie ist eine der für diese Gegend typischen Holzkirchen und eine der wenigen aktiven orthodoxen griechisch-katholischen Kirchen in Polen. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1671. Auch wenn Polen früher einmal hier bis weit über die Grenze heute ukrainisches Gebiet umfasste, war die Bevölkerung doch nur zum Teil polnisch. Ein großer Teil waren Ruthenen, wie die Westukrainer im Habsburgischen Reich genannt wurden. Der größte Teil von ihnen gehörte zu dem armen Teil der Dorfbevölkerung. Heute gibt es kaum noch Ukrainer im südöstlichen Polen, dem ehemaligen Galizien.
Przemyśl
Die Stadt liegt nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Przemyśl kam 1772 als Kronland Galizien zu Österreich, was den Charakter der Stadt deutlich geprägt hat. In den letzten Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde die ganze Stadt zu einer Festung gegen das Russische Reich ausgebaut (äußerer Festungsring: 45 km). 1914 waren über 140.000 Soldaten dort stationiert. Zu Beginn des I. Weltkriegs geriet die Festung unter wachsenden Druck durch die russische Armee. Andauernd bis zur Einnahme durch russische Truppen im März 1915, gilt die Belagerung von Przemyśl als größte Belagerung des Ersten Weltkriegs.
Campingreise Polen 2017
12. Tag, Sonntag, 02. Juli 2017: von Zamość nach Przemyśl
Etwa drei Stunden Fahrtzeit – es ist Sonntag - liegen vor uns bis zur letzten Station in Ostpolen, dem alten habsburgischen Gallizien: Przemyśl, kurz vor der Grenze der Ukraine. Die Straßen sind klein, Verkehr kann man es fast nicht nennen, dafür ging es durch schöne, angenehme Landschaften mit viel Wald.
Leider nicht im Infoblatt, aber genau dort, wo es von der 17 / E372 Richtung Lemberg (Lwiw, poln. Lwów) rechts ab auf die Landstraßen ging, machten Brigitte und Bernd noch Bekanntschaft mit einem Konzentrations- bzw. Vernichtungslager, nämlich Belzec ①. Das Lager Belzec in Bełżec war ein deutsches reines Vernichtungslager. Ganz plötzlich und fast ohne Ankündigung durch Schilder finden sie die Gedenkstätte. Ein mehrere Fußballfelder großes Areal, das nach hinten leicht ansteigt, ist über und über mit Steinen bedeckt. In der Mitte schneidet ein gepflasterter Weg das Feld in zwei Hälften. Hierzu gibt es auch einen separaten Bericht.
Das erste vorgeschlagene Zwischenziel, den Pałac w Narolu in Narol, fanden nur Ulrich und Monika. Es hatte sich aber nicht gelohnt, von Mauern umgeben sah man kaum etwas.
Zum zweiten Zwischenziel, der orthodoxen griechisch-katholischen Kirche in Chotyniec ②, fanden doch einige, wenn auch manchmal auf Umwegen. Monika und Ulrich wurden von Bernd und Brigitte gefunden, nicht weiter fahren, sagten sie, am Ende der Straße sei nur noch eine Betonpiste und nichts, gar nichts. Fast hätten sie es aufgegeben. Aber Bernd gibt nicht so schnell auf. Außer Navi hat er ja auch immer noch eine Karte dabei. Dazu kommt, dass er ein besonders gutes örtliches geographisches Vorstellungsvermögen hat. Und so hat er den Weg gefunden.
Dafür hatten die 4 das große Glück, noch in die Kirche hereinzukommen, als der Gottesdienst gerade zu Ende ging. Das war schon ein Erlebnis und eine ganz andere Art der Frömmigkeit. Zum Abschied wurde der Altar geküsst und der Priester gab jedem die Hand. Innen waren noch viele alte Wandmalereien zu sehen und natürlich die orthodoxe Ikonastase, Hauptbeleuchtung der sehr dunklen Kirche waren Kerzen, es war schon beeindruckend.
Der Campingplatz von Przemyśl war schon lange aufgelassen, aber wir hatten eine gute, schön gelegene Alternative.
Der Platz mit frisch gemähter Wiese war eigentlich kein Campingplatz. Dank (schon wieder) an Margot, die alles mögliche für uns in Bewegung gesetzt hatte und schließlich den Hotelbesitzer des Hotels Accademia für uns gewinnen konnte, um uns seine Wiese und natürlich auch Waschraum und WC zur Verfügung zu stellen. Strom war auch auf dem Platz, und ein netter Hausangestellter stellte ganz schnell Abfalleimer für uns bereit (da konnten wir auch mal sehen, wie viel Abfall 28 Leute so in zwei Tagen produzieren …).
Ein Stadtgang am Nachmittag brachte doch viele zum Staunen. Wie viele Kirchen und kirchliche Einrichtungen Przemyśl zu bieten hatte. Und erstmals sahen wir auch hautnah, wie voll besetzt die Kirchen waren. Betend und auf Knien lauschten draußen vor der Kirche viele dem Gottesdienst, der hier auch nachmittags stattfand. Große alte Häuser in habsburgischer Pracht ließen den einstigen Reichtum der Stadt erahnen. 2 großzügig angelegte Fußgängerzonen luden nicht nur uns zum Spazieren gehen ein. Der ganze Ort war sozusagen auf den Beinen. In der geöffneten und freundlichen Touristeninformation versorgten wir uns wieder mit vielen Informationen und Stadtplänen.(Warum erwähnen wir so oft die Touristeninformationen? Ganz einfach: Schlechte Erfahrungen! z. B. in einer Großstadt wie Warschau hat die Touristeninformation an einem ganz normalen Tag in der Altstadt geschlossen.)
Am Abend fand direkt neben dem „Campingplatz“ eine große Outdoor-Veranstaltung statt mit Grillen, Musik und Tanz. Je später der Abend, so deutscher die Lieder. Vielen war das ein oder andere Lied sogar bekannt. Das hat uns trotz aller Befürchtungen nicht schlafen zu können gar nicht gestört. Außerdem war Brigitte die Veranstaltung angekündigt worden. Ein zwei Tage vor dem Besuch von Przemyśl war Brigitte übrigens auch angekündigt worden, dass die Abfahrtszeit für den nächsten Morgen mit dem Bus nach Lemberg auf 6 Uhr vorverlegt werden muss. Warum, das konnten wir dann an der Grenze am eigenen Leib erfahren.