Die Fahrtroute
vom Camping Levoča nach Kežmarok mit dem Fahrrad über einen kleinen Pass und durch herrliche, weitgehend unbewohnte Natur.
23 km (ein Weg)
Kežmarok (Käsmark)
Kežmarok wurde im 13. Jahrhundert von den Zipser Sachsen durch Zusammenschluss eines slowakischen Fischerdorfs, einer ungarischen Grenzwache und einer deutschen Siedlung gegründet. 1269 wurde der deutschen Siedlung das Stadtrecht verliehen, 1380 stieg sie zu einer königlichen Freistadt auf. Seit 1440 hatte auch der Graf der Zipser Sachsen in Kežmarok seinen Sitz, in diese Zeit fällt auch der Bau der Stadtburg (1463).
Die spätgotische Burg, die heute ein sehr interessantes Museum ist, lohnt einen Besuch. Natürlich auch die kleine Stadt, insbesondere aber auch die alte Evangelische Kirche, die zu den Artikularkirchen gehört und Teil des UNESCO-Welterbes ist.
Hohe Tatra
Nur etwa 30 km entfernt überragt die Hohe Tarta das Tal.
Die Hohe Tatra ist ein echtes alpines Gebirge, klein nur in den Ausmassen von Länge und Breite.
Levočská Dolina
Wenn man von unserem Camping weiter der Straße folgt, ist man bald in den Leutschauer Bergen (Levočské vrchy).
Nach wenigen Kilometern kommt der nächste Ort: Levočská Dolina, im Winter ein Skigebiet, im Sommer lockt ein Natur-Freibad.
Und das ganze Jahr über: ein gutes und günstiges Restaurant.
Campingreise Polen 2019
11. Tag, Samstag, 6. Juli 2019: ein Fahrradausflug von Levoča nach Kežmarok
Dreigeteilt waren wir heute: wie gestern Abend beschlossen, machten sich 6 Leute auf in die Hohe Tatra. Einige blieben auf dem Platz und wollten noch mal nach Levoča oder hier in die Umgebung. Und die größte Gruppe folgte dem geplanten Programm, der Fahrradtour nach Kežmarok.
Exkurs: ein Ausflug in die Hohe Tatra
Die ersten Kilometer waren noch asphaltiert auf der kleinen Straße in die Leutschauer Berge. Dann aber ging es links ab und für alle ins ungewisse. Das Grobe war aus der Planung bekannt: es geht jetzt einige Kilometer nicht zu steil bergauf, über einen kleinen Pass, und dann wieder kontinuierlich runter bis zum Ziel.
So stimmte es auch. Nur über die Straße und ihren Zustand (ja, es war schon eine Straße, wenn auch einspurig und eher für Geländewagen) wussten wir nichts. Sie war auch mal asphaltiert gewesen, Reste waren immer wieder zu erkennen, doch im wesentlichen bestand sie aus recht grobem Schotter, und man musste sich schon sehr konzentrieren und immer die beste Spur suchen.
Dafür war die Landschaft einmalig, immer wieder neue Ausblicke und pure Natur. Auf der Passhöhe gab es eine kleine Pause und dann wurde die Straße auch bald besser, der Asphaltanteil nahm stetig zu und kilometerweit ohne Anstrengung bergrunter zu radeln machte einfach Spaß!
Bis vor einigen Jahren war dieses gesamte Gebiet militärisches Sperrgebiet. Bevor wir dann auch die Zivilisation mit dem ersten Dorf wieder erreichten, mussten wir auch eine aufgelassene große Kaserne durchqueren.
Bald war dann auch unser Ziel Kežmarok erreicht. Es war bereits Mittag, die Kirche geschlossen, und so gab es für alle erst einmal eine Stärkung in einem kleinen Restaurant direkt neben dem Rathaus. Klaus hatte auch kein Problem, hier den Akku seines E-Bikes nachzuladen.
Exkurs: Artikularkirche
Der Stolz von Kežmarok ist die hölzerne evangelische Artikularkirche. Sie wurde im Jahr 1717 an ein älteres Sakralgebäude aus dem Jahr 1593 angebaut, in dem heute die Sakristei ist. Dieser einzigartige Holzbau aus Eiben- und Rottannenholz wurde ohne ein einziges Stück Eisen gebaut. Das Barock-Interieur ist ebenfalls aus Holz.
Artikularkirchen haben ihren Namen nach den 25. und 26. Artikeln des Ödenburger Landtages von 1681, in dem der Kaiser seinen ungarischen Untertanen erstmals den Bau evangelischer Kirchen erlaubte. Es durfte jedoch ausschließlich Holz verwendet werden, nicht mal ein steinernes Fundament. Auch durfte die Bauzeit 1 Jahr nicht überschreiten, wohl mit dem Hintergedanken, dass auf diese Art und so schnell nichts dauerhaftes geschaffen werden könne…
Es war jetzt Samstag am frühen Nachmittag, die Geschäfte wieder mal geschlossen (Supermärkte gibt es zum Glück in der historischen Innenstadt nicht) und so waren die Touristen allein auf den Straßen. Zu sehen gab es ja genug, die gesamte Altstadt zeigt sich mit historischen Gebäuden, herausragend sind aber die Burg, fast zentral am Ende des Hauptplatzes gelegen, das Rathaus und natürlich die Kirchen.
Da ist zum einen die Heilig-Kreuz-Basilika mit dem freistehenden Renaissance-Glockenturm im Zentrum, zum anderen aber die Ev. alte Holzkirche (s. Kasten links).
Beim Rückweg wussten wir ja jetzt schon was uns erwartet: eine wirklich tolle Fahrradtour (wobei natürlich auch das herrliche Wetter seinen Anteil hatte). Und dann praktisch auf den letzten Metern, 100 m vor Ende der Schotterstrecke passierte es doch noch: ein Sturz, Annegret hat sich „hingelegt“ und leider doch so am Bein verletzt, dass sie am kommenden Tag den Ausflug nicht mitmachen konnte.
Eine Gruppe war auf dem Campingplatz geblieben, Wäsche waschen, spazieren gehen etc. waren auch mal ganz schön. Brigitte hatte sich ganz allein aufgemacht, um die Stadt Levoča auf eigene Faust zu erkunden. Gefunden – ohne sich zu verlaufen! Vorgefunden hat sie eine Stadt ganz im Zeichen der Wallfahrt. Zahlreiche Stände mit regionalen Spezialitäten, Spielzeug, Getränken und vieles andere waren aufgebaut. Es war ein Samstag. Aber um 11 Uhr gab es fast nichts mehr in den kleinen Geschäften zu kaufen. Brot, Brötchen und Kuchen waren gänzlich ausverkauft. Aber schließlich hat sie doch noch eine sehr große Bäckerei gefunden, hier wurde den ganzen Tag über gebacken und verkauft – alles für die Wallfahrer und für sie, Brigitte, natürlich. Und zurück hat sie auch gefunden.
Auch dieser Tag endete mit einem gemütlichen Beisammensein, wo alle ihre Erfahrungen schildern konnten. Allen voran natürlich die, die in der Hohen Tatra gewesen sind.
Für alle Tatra-Fahrer sagte Gilla heute: „Mein absolutes Highlight war die Wanderung in der Hohen Tatra auf den 2117 m hohen Predné Solisko, einem der vielen Berggipfel des kleinsten Hochgebirges der Welt. Wir starteten in dem mit 1355 m höchst gelegenen Ort der Slowakei, Strbské Pleso, am schön gelegenen Tschirmer See mit dem Sessellift zur Bergstation und erklommen von dort aus das Gipfelkreuz. Belohnt wurden wir mit herrlichen Ausblicken auf die vielen Berggipfel der hohen Tatra und das Zipser Tal. Genuss pur!“
Das war allerdings nicht für alle so. Für Hildegard und Günter war der Anstieg auf den Berg, aber vor allem der Abstieg eine große Herausforderung und sie fragten sich, ob sie überhaupt den richtigen Weg genommen hatten. Andererseits: Wie in der Slowakei und Tschechien oft üblich, zahlreiche Wanderer – insbesondere Tschechen – konnte man sogar beobachten, wie sie leichtfüßig mit Badeschläppchen oder leichten Schühchen Berge erklimmen.
Alles in allem: für alle war es ein schöner und erlebnisreicher Tag.