Maut in Tschechien
Auf den meisten Autobahnen besteht Mautpflicht. Bis 3,5 t braucht man eine Vignette (10 Tage 310 CZK, ca. 12 €), darüber hinaus gibt es die elektronische Maut.
Es gibt widersprüchliche Angaben: die Karte des sfdi.cz), auf die häufig verlinkt wird, weicht deutlich von der offiziellen Mautkarte auf mytocz.eu (auch de) ab, insbesondere, was die für uns interessante 35/E442 betrifft.
Liberec (Reichenberg)
Reichenberg wurde im Jahr 1352 erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert erlebten Stadt und Umgebung eine Blütezeit durch den Aufbau der Textilerzeugung.
Im 19. Jahrhundert begünstigten die vielen Flüsse in der bergigen Gegend, die nun als Energiequelle genutzt werden konnten, die Entwicklung von Fabriken. Dabei entstanden nicht nur Textilfabriken. Mit der Industrialisierung setzte infolge der Zuwanderung von tschechischen Arbeitskräften eine Bevölkerungsverschiebung ein.
Große Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung Reichenbergs erwarb sich die Textilindustriellenfamilie Liebieg. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte Liebieg fast 3000 Arbeiter, für die vorbildliche Einrichtungen der sozialen Fürsorge vorhanden waren.
Campingreise Polen 2019
17. Tag, Freitag, 12. Juli 2019: von Hranice (CZ) nach Liberec (CZ)
Exkurs: Litomyšl (deutsch Leitomischl)
Eigentlich war dieser sehr sehenswerte Ort als Zwischenziel gedacht. Doch zum einen war das Wetter wirklich nicht so gut und zum anderen stand einigen der Verkehr und die Parksituation einem Stopp leider entgegen.
Der Tag fing ärgerlich an, denn es gab Maut- bzw. Vignettenprobleme ungeahnter Art. Unsere Information, dass die 35 weitgehend mautfrei sei, wurde schon am Ortsausgang von Hranice durch entsprechende Beschilderung widerlegt. (Mehr zur Maut in Tschechien und Links s. oben rechts.)
Brigitte und Bernd konnten einen Abzweig nehmen und an einer Tankstelle die Vignette kaufen. Sie alarmierten auch die anderen, die das gleiche taten. Dieter hätte mit seinem Fahrzeug die elektronische Box kaufen müssen (ebenfalls auch einige andere, aber die haben sich nichts „draus gemacht“) und machte kehrt und fuhr über Polen (dafür hatte er noch die Box) direkt nach Dresden. Franz-Ferdinand fand einen Ausweg und Albert hatte sich schon sicherheitshalber die Vignette online gekauft. Ein echtes Chaos. Wie einfach wäre es, wenn man – wie in der Slowakei – direkt bei der Einfahrt in das Land eine Vignette für alle Straßen kaufen könnte – so wie es früher auch einmal war.
Eigentlich wollten wir heute nur 257 km bis Cesky raj fahren. Der Campingplatz liegt direkt unterhalb eines Felsenlabyrinths im Böhmischen Paradies, das ureigene Wandergebiet für die Tschechen. Leider war die Campingverwaltung nicht bereit, für uns zu reservieren. Im nach hinein wäre das vielleicht auch gar nicht notwendig gewesen, denn es gab Regen und da bleiben erfahrungsgemäß die Wanderer lieber zu Hause. Dennoch: Brigitte hatte deshalb bereits am Vortag einen anderen Campingplatz gebucht, und zwar in der Stadt Liberec. So war Liberec also heute unser Tagesziel, allerdings nicht ohne Zwischenhalt (jedenfalls für einige sehr wenige) in dem schönen kleinen Städtchen Litomyšl (deutsch Leitomischl) zu machen. Das historische Stadtzentrum wurde zum Denkmalreservat erklärt. Das Renaissance-Schloss Leitomischl ist ins UNESCO Welterbe eingetragen worden.
Traurig fuhren wir an dem Platz Sedmihorky vorbei. Recht abenteuerlich war die Zufahrt zum Campingplatz in Liberec, die Stadt ist groß, der Verkehr auch und es geht ganz schön hoch und runter. Ja, der Platz ist riesig und hatte wirklich Platz für alle „und für noch viel mehr“. Kaum belegt, konnten wir immerhin zusammen stehen. Ein Schwimmbad in der Mitte des Platzes lud zum Baden ein. Kalt war das Wasser, denn es floss ein Gebirgsbach durch. Die Sanitäranlagen waren sauber, allerdings veraltet und auf hunderte Personen ausgerichtet. Auch eine Küche fand sich. Die meisten Holzhütten blieben trotz Hochsaison leer. Die Besitzer würden gut daran tun, den Platz zu verkleinern.
Aber ein Restaurant lud zum Essen ein, der Koch war deutsch und man konnte sich verständigen, so dass es doch noch ein schöner Abend wurde, auch für die, die nicht in die Stadt Liberec wollten. Die meisten fuhren mit dem Bus oder Fahrrad in die für uns jetzt große Stadt. Liberec kann sich sehen lassen. Mit über 100.000 Einwohner ist sie die größte und bedeutendste Stadt Nordböhmens. Die gebirgige Lage mit den vielen Flüssen ermöglichten im 18. und 19. Jahrhundert die Gründung von vielen Handwerksbetrieben bzw. Fabriken. Textilfabriken, Maschinenindustrie und vieles mehr entstanden.
Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte die Textilindustriellenfamilie Liebig rund 3.000 Arbeiter und sorgte für vorbildliche Einrichtungen wie z. B. Schulen, Garten-Wohnsiedlungen, kostenlose Darlehen, firmeneigene Kinderkrippe.
Die Unternehmer selbst ließen sich prachtvolle Villen bauen. Daneben betätigten sie sich auch auf kulturellem Gebiet.
Durch die beiden Weltkriege verlor Liberec seine Bedeutung, da es keine Schwerindustrie hatte.
Von dem einstigen Reichtum und der Schönheit der Stadt konnten wir uns überzeugen. Und viele verbrachten den nun wieder sonnigen Abend in der Stadt und ließen es sich in gepflegten Lokalen bei gutem Essen gut gehen.
An diesem Abend traf man sich ganz zum Schluss noch kurz in dem Restaurant auf dem Platz. Und es war was los. Eine Live-Band spielte Musik für die übrigen Camper und einige tanzten sogar. Das vorletzte Informationsblatt wurde verteilt. Unsere Freizeit ging langsam zu Ende.