Hengelo Emsdetten Chojnice
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ein Kunstprojekt des
Städtepartnerschaftsvereins Emsdetten e.V.
mit Jugendlichen aus
Emsdetten und Chojnice

Alles rund um das Projekt, mit Vorgeschichte und wie es weiter ging, auf unserer

Człuchów (Schlochau)

Ordensburg Schlochau

Bereits zum Anfang des 13. Jahrhunderts bestand Schlochau als pomoranische Siedlung im polnischen Herrschaftsbereich, günstig am Kreuzungspunkt zweier alter Handelswege gelegen. 1312 erwarb der Deutsche Orden Schlochau für 250 Silbermark. Bald darauf begann man mit dem Bau der Burg an einer strategisch sehr günstigen Lage auf einem engen Landstreifen zwischen 2 Seen.

Von hier aus verwaltete der Deutsche Orden auch die Stadt Konitz (Chojnice).

Heute ist in der Burg das Regionalmuseum von Schlochau (Muzeum Regionalne w Człuchowie) mit einer eigenen sehr lesenswerten Internetseite. Wenn auch nur auf polnisch, aber mit ganz tollen Fotos und Videos:

Logo Spoleczne Liceum Ogólnoksztalcace
Spoleczne Liceum Ogólnoksztalcace im. Jana Nowaka-Jezioranskiego STO
Czluchów

Die Schule berichtet auf ihrer Internetseite auch über unseren Besuch:

Die „Dekorationen“ der Wände zeigen deutlich die aufgeschlossene Haltung
in den Fluren gemütliche Sitzgelegenheiten
und in den Klassen schon fast Wohnzimmeratmosphäre
Biologie: Prüfungsvorbereitung mit 2 Schülerinnen
auch Erdkunde im kleinen Kreis

berichtet über diesen Tag

22.-28.04.2019: Kunstprojekt „pARTner“

4. Tag: Besuch in der Deutsch-Ordensburg in Schlochau und einer Schule - die Druckplatten werden geschnitten

Ordensburg in Schlochau

Diesmal fiel das Frühstück ein klein wenig kürzer aus. Wir hatten es eilig. Um 9:00 Uhr war die Abfahrt nach Człuchów (Schlochau) geplant. Etwa 15 km westlich von Chojnice gelegen war hier die Burg des Deutschen Ordens, von der damals auch Conitz (wie Chojnice damals genannt wurde) verwaltet wurde.

Rund 12 jugendliche Schülerinnen und Schüler der dortigen Privatschule Zespół Szkół Społecznych STO nahmen uns um 10:00 Uhr in Empfang, um gemeinsam das Schloss bzw. die Burg zu besichtigen.

Von der Burg, übrigens ehemals die zweitgrößte Ordensburg überhaupt, ist nur der Turm erhalten. Seit 2004 befindet sich im Turm und der vor gut 100 Jahren angebauten Kirche das Regionalmuseum von Schlochau.

In einem kleinen Film – in deutsch – wurde mit Bildern die Entstehungsgeschichte der Burg erklärt. Während der Führung, die leider etwas zu kurz ausfiel (wir hatten noch einen weiteren Termin in der Schule), fanden sich viele Hinweise auf die Entstehung. Das Fundament der Hauptburg aus dem Mittelalter ist noch im Original erhalten. Die Ausstellung im Keller der Burg widmet sich ganz der Stadt und der Region. Selbstredend – hier sind auch Ritter mit Schwertern, Waffen und vieles anderes ritterliches ausgestellt. Darüber hinaus gibt es viel heimatkundliches, so eine Ausstellung mit Trachten aus ganz Polen.

Highlight der Burg war natürlich der Aufgang zur Plattform ganz oben auf dem Turm. Immer mit dabei und mit schwerem Gerät (Stativen, Kameras, Fotoapparate) martinum.media mit Karina. Und zwischendurch kam noch Michal Drejer von Radio Weekend aus Chojnice für ein Interview vorbei.

Natürlich wollte Herr Drejer auch noch einige Bilder der Begegnung aus dem Rathaus und dem Atelier, womit sich so „ganz nebenbei“ noch Daniel Peitz beschäftigen musste. Immerhin: er hatte auch Laptop oder Tablet dabei und konnte „liefern“. Die Sendung von Radio Weekend kann man sehen und zurückverfolgen.

Vorab: Der Besuch der Burg und anschließende Besuch der Schule wäre eigentlich ein Tagesausflug gewesen. Das weiß man jetzt besser. Aber man muss das beste daraus machen, und das ist auch geschehen. So mussten wir auf den Burghof und die Außenanlagen verzichten.

Für die Jugendlichen zu Fuß ging es zur Schule. Man kann sich kaum vorstellen, wie herzlich, frei und „frisch“ die Emsdettener von dem Kollegium und den Schülern der Schule Zespół Szkół Społecznych STO empfangen wurden. Das Lehrerzimmer war für uns bereitet worden, selbstgebackener Kuchen wurde bei Kaffee und Tee gereicht – Essen darf in Polen wirklich nie fehlen! - man wusste zum Schluss gar nicht mehr, wie viele Lehrerhände geschüttelt worden waren.

Umgekehrt wurden unsere Jugendlichen in Beschlag genommen und ebenfalls zu Kuchen und Getränken eingeladen worden.

Herzlich hat uns die Direktorin Mirosława Podgórska in Empfang genommen und begrüßt. Sie unterrichtet Polnisch und Geographie. In einem kurzen Statement erfuhren die Emsdettener, dass es sich um eine Privatschule handelt, bei der Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam bestimmen. Selbstverständlich wird der allgemeine polnische zentrale Lehrplan eingehalten, doch jedem Lehrer ist es überlassen, wie er diesen durchsetzt oder durchführt. Der Unterschied zur staatlichen Schule ist, dass zwar Gelder von der Regierung fließen, jedoch die Kommune oder der Kreis keine Gelder in die Privatschule investieren, so dass der Restbetrag von den Eltern aufgebracht werden muss – umgerechnet in Euro ca. 100 Euro pro Monat. 117 Schüler werden von 25 Lehrern unterrichtet. Nach fünf Schuljahren wird das letzte Schuljahr mit etwa 17 Jahren beendet.

Die „Dekorationen“ der Wände zeigten deutlich auch eine inhaltlich konträre Ausrichtung, als sie die derzeitige Regierung mit der Betonung des polnischen Nationalen anstrebt. Internationale Zusammenarbeit, gegen Rassismus, Klimaschutz, Ökologie waren immer wieder Inhalte, die man auch nicht-polnisch-sprechend erkennen konnte. Es macht Mut, auch so etwas in Polen zu sehen!

Auch Christian Erfling begrüßte die anwesenden Lehrpersonen und bedankte sich für die freundliche Bewirtung und anschließende Führung durch die Schule.

ein Bildervortrag über Emsdetten

Doch zunächst hatten die Schüler reichlich Bänke und Stühle aufgebaut, so dass die Bilderpräsentation von Bernd Lohmann noch einmal (leicht gekürzt) vorgeführt werden konnte. Dies auf deutsch, da die jetzt anwesenden Schülerinnen und Schüler Deutsch als Unterrichtsfach haben.

Deutschsprachig wurden die Jugendlichen und Erwachsenen aus Emsdetten durch alle Klassenräume geführt. Beeindruckend! Nicht unbedingt die Einrichtung und die Möbel, aber die Freude und Herzlichkeit, mit der die Schülerinnen und Schüler den Gästen begegneten. Gesehen wurden Computer- Physik- Mathematik- und Informatikräume, eine kleine Robotervorführung war vorbereitet worden, eine Wetterstation erklärt. Nebenbei fiel, dass 85% die Mathematik-Prüfung mit sehr gut bestehen. Eindrucksvoll der Biologieraum. Hier bekamen wir einen Eindruck davon, wie Biologie auch unterrichtet werden kann, zumindest in Polen. Unter Umständen werden auch mal tote Kätzchen seziert. Eindrucksvoll das Klassenzimmer für Geographie, hier waren rundherum Becher aus vielen Ländern auf den Regalen. Ein Globus war als Geschenk überreicht worden, auf dem sich handschriftlich die Schüler „verewigt“ hatten.

Jetzt hatten auch martinum.media zusammen mit Karina die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Kaya, Simon, Joris und Timo drückten ihre Freude aus, hier in Polen arbeiten zu dürfen. Sie, von martinum.media, hatten eigens eine kleine Präsentation vorbereitet, wie sie arbeiten und was sie machen. Und Karina sagte, dass sie es toll fände, dass die Schüler so früh schon lernen, was man später erst auf der Arbeit lernt. Kaya freute sich, dass Karina von Adobe ihnen dabei hilft, perfekt zu werden. Wie perfekt sie aber schon sind, konnte man anhand der Präsentation sehen, bei der sogar ein kleiner Sprachkurs von Deutsch auf polnisch und kaschubisch vorbereitet worden war.

Weiter wurde die Arbeit und die Produkte von martinum.media vorgestellt wie z. B. Erstellung von Radioprogrammen, Plakaten, Videos. Natürlich wurde auch über das Projekt pARTner informiert.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der schuleigenen Kantine hatten für uns alle das Essen vorbereitet. Und direkt danach hatten es Hubertus und Tanja mit ihrer Künstlergruppe sehr eilig, zurück nach Chojnice zu kommen, um an den Zeichnungen weiter zu arbeiten.

Auch martinum.media hatte es eilig, denn heute sollte der Tag sein, an dem sie ein Interview mit Radio Weekend führen konnten und umgekehrt. Dieses Zusammentreffen hatte Radek organisiert. Nicht mit irgendjemand, direkt mit dem Chefredakteur und Geschäftsführer Arek Jazdzejewski.

Diesmal war bereits um 14 Uhr (es ist noch Donnerstag!) der Treffpunkt mit den polnischen Jugendlichen am Atelier. Mit großem Fleiß und viel Anspruch war heute der Tag, an dem die meisten bereits ihr Kunstwerk auf das Linoleum übertragen konnten bzw. mussten. Alle Jugendlichen waren Gott sei Dank mit dem Linolschnitt vertraut und mussten jetzt nicht erste Erfahrungen machen. Aber: Nicht jedes Detail, so Hubertus Jelkmann, was mit Fleiß, Freude und Ausdruckskraft in der Zeichnung verwirklicht wurde, lässt sich 1:1 auf das Linoleum übertragen. Zum Beispiel die Schattierungen mit dem Bleistift. Aber der Vorteil ist, dass man bei dem Druck mehrere Exemplare drucken kann, so dass jeder Jugendliche sein eigenes Bild und die Partnerstädte alle Bilder und die Gemeinschaftsdrucke behalten können. Und Hubertus Jelkmann wird zusammen mit Tanja Holthaus und Schülerinnen und Schüler noch einmal (die Linolplatten sind alle in Emsdetten) an einem Samstag drucken für eine spätere Ausstellung in Emsdetten.

Ausklang des Abends beim Billard

Am späteren Nachmittag, wieder im Atelier, wurde auch Radek ausführlich zu seiner Arbeit interviewt.

Feierabend? Ja, ab 19 Uhr war der Treffpunkt in einer Pizzeria. In gemütlicher Runde, aber jetzt doch getrennt nach Nationalitäten, wurden Familienpizzen geteilt und verzehrt und Getränke genossen, alles auf Kosten der Stadt Emsdetten. Bürgermeister Moenikes ließ alle Projektmitarbeiter (Jugendliche eingeschlossen) grüßen. Schnell fällt der Stress des Tages ab. Man sieht Elka mit „ihren“ Jugendlichen lachen und scherzen und Handybilder austauschen. Einige bleiben sogar länger und spielen noch ein wenig Billard.