Auch auf der Seite der Stadt Emsdetten gibt es zur Gedenkfeier und Ausstellungseröffnung
Siehe auch unseren Artikel zum Tod von
12.01.2019: Ausstellung mit Bildern von Tadeusz Guentzel
Gedenken an Tadeusz Guentzel (†), Mitbegründer der Städtepartnerschaft zwischen Emsdetten und Chojnice
Gut 60 Personen waren dabei, als am Sonntag, den 12. Januar 2019, Bürgermeister Georg Moenikes die Ausstellung mit Bildern von Tadeusz Guentzel († 2018) eröffnete. Guentzel, so Moenikes war einer der Väter der Städtepartnerschaft und immer wieder erinnere er sich gern an ihn.
Waltraud Buchmann übernahm die Übersetzung für die polnischen Gäste.
Namentlich begrüßte Moenikes die vielen Gäste, die eigens zu der Ausstellung aus Polen angereist waren, darunter besonders viele Mitglieder der Familie Guentzel aus Chojnice, aber aber auch Verwandte aus Deutschland und hieß alle herzlich willkommen in Emsdetten. Dabei schloss er auch Tadeusz Guentzel (dessen Bild neben ihm stehend – so wie ihn viele in Erinnerung haben) in die Grüße mit ein. Dass Guentzel einer der Väter der Städtepartnerschaft gewesen ist, das belegen die vielen Urkunden, die hier im Ratssaal aushängen. Sozusagen die „Mutter der Partnerschaft“, die ehemalige Bürgermeisterin Anneliese Meyer zur Altenschildesche, war ebenso zugegen wie die Vereinigten Schützen mit Rainer Müllmann, ihrem Ehrenvorsitzenden Bruno Jendraszyk, der Stadtkaiser und die Karnevalsgesellschaft. Nicht anwesend leider Robert Kuypers. Sie alle bilden das Fundament der Städtepartnerschaft, lange Zeit bevor der Städtepartnerschaftsverein gegründet wurde, der heute für einen großen Teil die Städtepartnerschaft trage. Als Mann der ersten Stunde begrüßte er Reinhold Wietkamp und seine Frau Monika, die zusammen mit Alex Unewisse sehr viele Hilfstransporte, z.B. Betten und vieles andere für das Krankenhaus, organisiert hatten.
Diese Veranstaltung, so Moenikes weiter, sei eine große Hommage an den Künstler Guentzel, so wie wir ihn zu Lebzeiten eigentlich nicht kennen gelernt hatten. Vielmehr stand und steht immer noch Tadeusz Guentzel in intensiver Erinnerung als Schütze und Schützenkönig. Viele Emsdettener werden sich an ihn erinnern, wie er mit seinem grünen Umhang durch die Stadt „marschierte“. Es habe sehr sehr viele Begegnungen mit Tadeusz Guentzel gegeben. Immer sei man herzlich von ihm aufgenommen worden. Moenikes erinnerte an die früheren Busfahrten nach Chojnice, bei denen es ein „Muss“ gewesen sei, bei der Abfahrt bei Guentzels vorbei zu fahren, um noch viele frische Backwaren in Empfang zu nehmen. Der Geschmack sei unvergleichlich. Und die von der Familie mitgebrachten Plätzchen und verschiedene Backwaren erinnern jetzt wieder an den großen Meister der Backkunst.
Aber als Maler habe er, Moenikes, Tadeusz Guentzel erst jetzt durch die Familie Wietkamp kennen gelernt, die diese Ausstellung möglich gemacht hat. Bisher war die Ausstellung nur einmal, vor zwei Jahren, in Chojnice zu sehen. Und hier lud er das Ratsmitglied und Vorsitzenden des Kulturausschusses, Bogdan Kuffel, ein, mehr zu den Bildern zu sagen.
Anhand einer Präsentation der Ausstellung von Tadeusz Guentzel in der Jesuitenkirche in Chojnice führte Bogdan Kuffel durch das künstlerische Leben Guentzels, wobei Monika Jobst die Übersetzung für die polnischen Gäste übernahm. Tadeusz Guentzel, im Oktober 2018 verstorben, über ihn hat Bürgermeister Moenikes schon viel erzählt, so Kuffel, sei 1923 geboren worden. Seit 1992 war er Mitglied der Schützenbruderschaft in Chojnice. Während zwei Legislaturperioden war er Mitglied des Rates in Chojnice. Im Jahr 2012 verlieh ihm die Stadt Chojnice die Ehrenbürgerschaft. Er kannte Tadesuz Guentzel wie viele andere nur als ausgezeichneten Bäcker und Konditor. Und trotz seines hohen Bekanntheitsgrades in Chojnice ist er immer ein einfacher, loyaler Mann geblieben.
Wenn Guentzels Tochter Ella ihm nicht erzählt hätte, welche Funde sie auf dem Dachboden gemacht habe, nämlich viele Bilder von ihrem Vater, wäre dieses künstlerische Erbe vielleicht verloren gegangen. So war es sehr schön, dass er sich ein ganz anderes Bild von Tadeusz Guentzel machen konnte, nämlich dem Maler.
Er, Kuffel, habe dafür gesorgt, dass die Bilder in Chojnice ausgestellt wurden. Und er habe Guentzel auch interviewt, wie er zur Malerei gekommen sei. Und so berichtete Kuffel über den 10jährigen Tadeusz Guentzel, der auch so schön malen wollte, wie seine Kunstlehrerin. Und schließlich ermöglichten ihm seine Eltern, Zeichenunterricht zu nehmen. Und er schätze, dass die Lehrerin mit allerlei Backwaren entlohnt worden sei. Und Guentzel lernte, entsprechende Materialien zu verwenden und das zu zeichnen oder zu malen, was man sieht. Und mit Begeisterung habe er von der Lehrerin berichtet, die ihn in die Geheimnisse des Zeichnens und der Malerei eingewiesen habe. Zu Guentzels Berufswunsch, Malerei zu studieren, ist es leider nicht gekommen. Das ließen die Kriegszeiten nicht zu. Allerdings: In den Kriegszeiten habe er sehr viel gezeichnet und gemalt. Und ein – in Emsdetten ausgestelltes Bild – zeigt auch seine Angst vor dem Krieg „Gewitter auf der See“. Doch schließlich musste er die Bäckerei seines Vaters übernehmen. Viele seiner Bilder hätten allerdings den Krieg nicht überlebt.
Bogdan Kuffel sagte, dass zwar niemand aus der Familie Guentzel zeichnet oder malt, aber das künstlerische Talent haben einige geerbt und davon könnten sich die Emsdettener Gäste gleich noch überzeugen.
Am Ende seiner Rede wandten sich Bogdan Kuffel zusammen mit Stadtdirektor Wajlonis Bürgermeister Moenikes zu. Moenikes habe eine große ritterliche Seele, vieles habe er schon getan, viele Bemühungen seien erfolgreich gewesen. Und deshalb wolle man ihn hier und heute in die Ritterbruderschaft Chojnices aufnehmen. Denn: „Der Adlige Moenikes hat eine große ritterliche Seele. Sein Fleiß, sein Mut, seine Geschicklichkeit sollen ewig erhalten bleiben.“ Die Auszeichnung erfolgte mit einer Anstecknadel und einem Bilderrahmen mit dem Wappen der Chojnicer Ritterbrüder, wobei Moenikes versprach, diesem Bild einen angemessenen Platz im Rathaus zu geben. Und erhielt sozusagen auch noch einen kleinen „Kufel“ (poln. kufel = Bierkrug).
Robert Wajlonis bedankte sich bei allen, die diese Ausstellung ermöglicht hatten. Und scherzhaft sagte er, dass er beinahe Angst hatte, 80 Jahre lange das Leben von Tadeusz Guentzel mit erleben zu müssen, als Bogdan Kuffel die Biographie Guentzels ab dem 10. Lebensjahr begann.
Bürgermeister Moenikes lud schließlich ein, die Bilder anzuschauen und sagte, dass es die nächste Zeit zeigen werde, ob er als Ritter würdig gewesen sei.
Elżbieta, die Tochter von Tadeusz Guentzel, bedankte sich ebenfalls bei allen Beteiligten, die ihrem Vater die Ehre erwiesen hatten und seiner anhand dieser Bilderausstellung gedenken. Sie sagte, der Ortsname Emsdetten sei oft in ihrem Elternhaus gefallen. Und habe immer ein Lächeln auf Vater und Mutters Gesicht ausgelöst. Die Städtepartnerschaft sei ihnen immer sehr wichtig gewesen. Und immer wieder Sonntags hatten die Eltern auf den Anruf der Emsdettener Freunde, Familie Wietkamp, gewartet. Und so wolle sie auch als erstes der Familie Wietkamp besonders danken.
Sie erinnerte aber auch daran, dass ihr Vater nicht nur in Gedanken weiterlebt. Ihr Bruder Jurek habe die Bäckerei übernommen und sorge für den Erhalt der vielfältigen Rezepturen. Und davon könnten sich alle Versammelten überzeugen: viele verschiedene Plätzchen und Backwaren seien zum Probieren auf den Tischen. Und der Geschmack von „Guentzels“ soll in Erinnerung bleiben. Alle Beteiligten erhielten ein Bild des verstorbenen Tadeusz Guentzel sowie eine Schale mit polnischen Süßigkeiten.
Nicht nur für das leibliche Wohl mit Gebäck aus der Bäckerei Guentzel hatte die Familie gesorgt, sondern auch für ein einfühlsames Rahmenprogramm. Die Tänzerin Monika Guentzel, die zu den Weltbesten ihrer Altersgruppe und Klasse gehört, hatte eigens für die Ausstellung einige Tanzstücke einstudiert. Schwiegersohn Darek und seine Tochter Agata spielten Gitarre und auf der Geige ein breites Spektrum kekannter Melodien.
Die Bilder sind noch bis zum 8. Februar 2019 im Galeriebereich des Rathauses Emsdetten zu sehen.